Geschichte der Saline zu Kösen

1641 Erwähnung eines Salzwerkes  im Diarium des Floßschreibers Johann Georg Maul von 1656, das vermutlich im 30jährigen Krieg zerstört wurde. 

1681 Der herzoglich-altenburgische Salzschreiber zu Sulza, Johann Abraham Christner schlägt dem kursächsischen Hof die Abteufung eines Solschachtes neben dem Schulenvorwerk vor.

1682 Mit finanzieller Unterstützung der kursächsischen Rentkammer beginnt Christner mit der Abteufung, errichtet eine Wasserkunst, ein Kunstgestänge und einen Kunstturm. 

1687 Einstellung der Arbeiten. Der Schacht verfällt.

1714 Privileg für die „Cösener Societät“, den Schacht wieder zu wältigen, zwei Jahre später löst sich die Gesellschaft auf, der Schacht bleibt liegen.

1723 August des Starke befiehlt dem Dresdener Ingenieur Johann Gottfried Borlach, in Kursachsen nach Salzquellen zu suchen.

1725 Entdeckung des „Mineralischen Gesundbrunnens zu Kösen“ neben der Mühle, Beschreibung der chemischen Zusammensetzung und der Heilwirkung durch den Schularzt Johann Gregor Gerhard.

1727 Anordnung des Dresdener Kammerkollegiums an den Bauverwalter Hoffmann und den Floßmeister G. Hartig, den aufgelassenen Schacht zu wältigen.

1728 J. G. Borlach besichtigt den Schacht und ordnet die weitere Abteufung an.

1730 In 147 Metern Teufe wird eine siedewürdige Sole erschlossen. Borlach wird mit dem Aufbau eines Salzwerkes betraut.

1731
Borlach beabsichtigt, zwei Dornengradierhäuser und 2 Siedekote mit je zwei Siedepfannen zur Holzfeuerung zu errichten und einen zweiten, höher gelegenen und besser ausgebauten Schacht abzuteufen. Die Kammer bewilligt die Mittel.  


Oberdeck



Durchgang



Dornstein


1731
Borlach lässt sich mit Schreiber, Köchin und Kutscher in Neu-Kösen nieder und leitet den Aufbau des Salzwerkes sowie die Niederbringung des oberen Schachtes.

1735 Hier stößt man in 175 Metern Tiefe auf eine höher konzentrierte Sole. Zwischen oberen und unteren Schacht wird in 150 Metern Tiefe ein Stollen durch den Berg getrieben, der weitere Solezuflüsse erschließt. Die Fördermenge aus beiden Schächten beträgt im 24-Stundenbetrieb rund 400 m³.

1737 Die erste Ausbaustufe des Kösener Salzwerks  ist beendet. Den Antrieb der Schachtpumpen besorgen  zwei Kunsträder mittels Kunstgestänge. Die Sole beider Schächte wird auf das Gradierhaus geleitet und durchläuft 4 Repetierfälle. Sonne und Luft lassen das Wasser verdunsten, das Salz reichert sich an. Danach kommt die Sole in die Siedepfanne, wo sie bei Temperaturen unter dem Siedepunkt und bei ständiger Bewegung langsam auskristallisiert. Zum Trocknen kommt Salz auf die Dachböden der Siedekote. Nach J. D. Therkorn sind weitere 3 Gradierhäuser und 2 Siedekote an der kleinen Saale geplant. Hierher kann Bau- und Brennholz aus der Stromsaale angeflößt werden.

1768 J. G. Borlach, 1743 zum Bergrat ernannt und Direktor der kursächsischen Staatssalinen Artern, Kösen und Dürrenberg, verstirbt und wird auf dem Friedhof Schulpforte beigesetzt. Nachfolger wird sein Bruder Johann Hermann Borlach.

1772 Reorganisation der kursächsischen Salinen unter Friedrich Anton von Heynitz. Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit soll auf dem Rechenberg ein weiteres Gradierwerk errichtet werden,  bespeist ausschließlich mit der Sole aus dem oberen Schacht. Die manuellen Gradierpumpen sollen durch  wasserkraftgetriebene Pumpen ersetzt und die Nachtgradierung eingeführt werden. 

1779 Bau von 22 Bund des Gradierwerkes auf dem Rechenberg durch den Salinenbaumeister Johann Christian Schröter unter dem Direktorat des Freiherrn Leopold von Beust. Dabei wird das Kunstgestänge vom oberen Schacht zum Gradierhaus verlängert, um die Gradierpumpen anzutreiben.

1785 Der Freiherr Ulrich Erasmus von Hardenberg wird Direktor der AKD Salinen, der Sitz nach Weißenfels verlegt.

1790 Erweiterung des Gradierwerkes auf dem Rechenberg um 20 Bund.

1793 Anlage eines Siedesolereservoirs mit Dachgradierung und Einführung der Hordentrocknung.

1794 Erstmalige Erwähnung von Badegästen in einem Schreiben des Dorfschulzen.

1795 Die Siedeanlagen sind durchweg auf die Befeuerung mit Formkohlen umgebaut, neu sind  Ofentüren, Roste, höhere Schornsteine und Lagerschuppen für die von der Grube Mertendorf gelieferten Formkohlen sowie Ascheplätze. Zuständig für die Einführung und Erprobung der Kohlefeuerung ist der Salinenassessor Georg Phillip Friedrich von Hardenberg (Novalis).

1797 Der Vizedirektor Bergrat Erdmann Friedrich Senff sen. erprobt in einer 1.900 m² großen Anlage die Sonnensalzproduktion.

1798 Einrichtung einer chemischen Fabrik zur Weiterverarbeitung von Siederesten.

1799 Der „Ökonomieplan“ sieht die Herstellung von 42.000 Stück weißes Salz  (50.400 Zentner) vor. Dazu werden 4,8 Mio. Stück Formkohlen gebraucht. Daneben werden Viehsalz, Glaubersalz und Düngesalz hergestellt.

1807 Probesiedung mit glühender Kohlenasche durch J. A. Bischof.

1809 Erweiterung des „entdachten“ Gradierwerkes an der Nordseite durch den Maschinenbaumeister Karl Anton Henschel.

1812 Erste offizielle Badeliste mit 34 Einträgen.

1816 Das Amt Pforta mit Kösen kommt an Preußen, die Saline zum Oberbergamt für den niedersächsischen-thüringischen Kreis  in Halle. Das Salzamt wird in Dürrenberg eingerichtet. Zur  Lokalverwaltung  gehören Salineninspektor, Baumeister, Buchhalter und Schreiber.  Neben dem Siede-, Gradier- und Pfannenschmiedemeister sowie dem Kohlenaufseher gibt es ca. 30 dauerhaft beschäftigte Arbeiter. Die Beamten erhalten Gehalt, wohnen innerhalb des Salzwerkes und erhalten  Brennstoffdeputat. Die Arbeiter wohnen im Dorf zur Miete und werden pro produzierten Stücken Salz entlohnt. Jedem steht ein Kraut-und Rübengarten zu.

1818 Sanierung des Doppelfeldgestänges und des Kunstrades durch den Freiberger Kunstmeister Brendel. Beide erhalten hier ihr heutiges Aussehen.

1819 Das Oberbergamt legt die kostenpflichtige Abgabe von Sole an die Badewirte fest.

1833 Einrichtung eines Wellenbades im Unterwasser der oberen Radkunst. Für einen Obolus kann hier Sole aus dem unteren Schacht zugegeben werden.

1837 Einrichtung einer Soledampfsauna im Dach des 1. Siedekotes.

1845 Eröffnung der ersten Warmbadeanstalt mit 25 Wannen auf dem Gelände des Ritterbad-Carrès, die über eine direkte Zuleitung Sole vom unteren Schacht versorgt wird.

1846 Ausgliederung der Badekommission aus der Salinenverwaltung und Erlass einer Badeordnung.

1848 Erprobung eines elektromagnetischen Solebades auf der Radinsel durch den Knappschafts- und Badearzt Dr. T. Rosenberger.

1849 Die Jahresproduktion beträgt 51.000 Zentner weißes Salz. Zur Salzproduktion wird ausschließlich  die Sole aus dem oberen Schacht gefördert, am unteren Schacht wird die Badesole abgegeben.

1856 Bohrung auf Steinsalz auf der großen Radinsel.

1858 Einstellung des Bohrversuchs und Anordnung zur Einstellung der Saline.

1860 Abbruch des Werksanlagen an der kleinen Saale und des unteren Schachtgebäudes.

1861 Übertragung der Solschächte, der Förderanlagen sowie der Badeeinrichtungen auf der Radinsel an die Königliche Regierung Merseburg, die den Badebetrieb weiter führt. Die Badesole kommt aus dem oberen Schacht.

1868 Entdeckung und Fassung der Johannisquelle als Trinkbrunnen.

1869 Nach der Verleihung des Stadtrechtes übernimmt der erste Bürgermeister Dr. H. Mascher den Vorsitz der Badedirektion vom Landrat. 

1889 Bau einer Inhalierhalle im unteren Park. Die Sole kommt vom oberen Schacht, für den erforderlichen Druck sorgt der Höhenunterschied. Umbau der unteren Wasserkunst zum städtischen Elektrizitätswerk.

1895 Der Fiskus überlässt der Stadt den Badebetrieb einschließlich der Solschächte, Wasserkünste, Kunstgestänge und dem Gradierwerk auf dem Rechenberg, mit der Auflage, die geförderte Sole nur für Badezwecke zu benutzen.

1903 Der untere Solschacht wird geschlossen, weil eindringendes Süßwasser auch die Sole des oberen Schachtes verunreinigte und die Einstellung des Badebetriebes droht.

1910 Bau der Herzog Georg Trinkhalle für die Sole der Johannisquelle und des Mühlbrunnens.

1911 Erschließung der Beyschlagquelle im unteren Park, Bau des Kurmittelhauses.

1919 Schließung der privaten Warmbadeanstalten Ritterbad, Borlachbad und Wilhelmsbad.

1927 Bau der Medizinischen Badeanstalt, die mit der Sole aus dem Borlachschacht versorgt wird.

1934 Bau des Gradierwerkmodells für die Ausstellung „Kultur und Heimat“ in Leipzig.

1946 Erste Nachkriegskursaison. Solequellen und Salinentechnik sind im Eigentum der Stadt.

1949 Ein bergschadenkundliches Gutachten des Oberbergamts konstatiert den hohen Verschleißgrad der  salinentechnischen Anlagen.

1953 Die Stadt überträgt die obere Wasserkunst, das Kunstgestänge, den Borlachschacht und das Gradierwerk dem FDGB-Volkssolbad.

1959 Der Borlachschacht erhält Kreiselpumpen,  die Kunstkreuze werden entfernt und der Schacht mit einer Betondecke verschlossen. Dagegen protestierten das Rektorat der Bergakademie Freiberg, Dozenten der Hochschule Weimar und das Institut f. Denkmalpflege der DDR.

1963 Die Salinentechnik wechselt mit dem Volkssolbad in die Rechtsträgerschaft  des Referats Gesundheitswesen beim Rat des Bezirkes Halle. Das VSB wird Leitkureinrichtung.

1968 Zum 200. Todestag ist die seit 5 Jahren dauernde Sanierung der Wasserkunst und des Kunstgestänges unter der Leitung des Mühlenbaumeisters Lorenz abgeschlossen.

1973 Eine Windhose zerstört mehrere Gebinde im mittleren Teil, diese werden 1974 aufgebaut.

1982 Der VEB Denkmalpflege beginnt mit der Rekonstruktion des Gradierwerkes. Wegen fehlender Bilanzen und Materialmangel kommen die Arbeiten nicht voran.

1984 Erneut reißt eine Windhose eine Lücke in die Gradierwand. Der Südgiebel wird wegen Baufälligkeit  abgebrochen, das Einfeldgestänge demontiert. Die Anlage wird weiträumig abgesperrt.

1985 Erbohrung der Neuen Quelle im unteren Park, weil der Ausfall des Borlachschachts droht.

1987 Festwoche zum 300. Geburtstag des Bergrates J. G. Borlach.

1990 Die Stadt Bad Kösen übernimmt die Salinenanlagen, zusammen mit den Einrichtungen des Volkssolbades. Sicherungsmaßnahmen am Gradierwerk mit Mitteln des Instituts f. Denkmalpflege .

1991 Die Salinentechnik wird der Kurbetriebsgesellschaft übertragen.

1992 Zuwendungsbescheid des MfWTuV zur Sanierung des Kunstturms (165 TDM), des Einfeldgestänges (275 TDM) und der Sole-Quellen (2.221 TDM)

1993 Gründung des Gradierwerkfördervereins Bad Kösen e. V.

1994 Abschluss der Rekonstruktion der Schröterschen Konstruktion (1.570 TDM) und des Hentschelteils (996 TDM), der Radhäuser (224 TDM) und des oberen Kurparks (813 TDM) -  Gesamtkosten der Rekonstruktion der historischen Salinentechnik 5,6 Mio. DM.

1996 Broschüre „Die Salinenanlagen von Bad Kösen“.

2000 Einrichtung einer Infostelle am Gradierwerk, Rekonstruktion der Badekabine an der Radkunst.

2001 Öffnung des Borlachschachts und des Gradierwerkoberdecks für Besucher.

2002 Rekonstruktion von 8 Gebinden im Mittelteil des Gradierwerkes (447 T€ mit GRW Förderung).

2003 Erneuerung der Radwelle, Festakt zum 10jährigen Bestehen des Gradierwerkfördervereins.

2004 Projekt „Gradierwerk und Sole im Wandel der Zeit“ als Angebot für Schulen.

2007 Nachbau der Kolbenpumpen mit Kunstkreuz im Borlachschacht.

2010 Präsentation „Geschichte der Salzgewinnung“ im OG des Borlachsschachtes (gef. von Lotto-Toto).

2011 Der Borlachschacht - Eingangstor zum Geopark  Saale-Unstrut-Triasland.

2012 Nachbau der Kolbenpumpen am Gradierwerk (gef. LEADER-Plus).

2013 Festveranstaltung 20 Jahre Gradierwerkförderverein.

Zwischen 1993 bis 2013 wurden vom Gradierwerkförderverein 305.000 € durch Mitgliedsbeiträge
und Spenden zur  Erhaltung der Salinentechnik beigesteuert.
Dafür Dank allen Mitgliedern und Spendern.